Von Maurern, Mythen und Tempeln – ein Ausflug der Frankfurter Löwen in die Welt der Freimaurer

„Sie haben sich gefunden, weil ein Freimaurer den Club gegründet hat, dem Sie angehören“. Erstaunte Gesichter teilweise, als uns Alexander Ludwig in der Frankfurter Freimaurerloge „Zur Einigkeit“ in der Frankfurter Kaiserstraße begrüßte. Nicht jedem war bereits bekannt, dass Melvin Jones, der Gründer des Lions Clubs, ebenfalls ein Freimaurer war.

Etwa 60 Lions aus den zahlreichen Clubs der Mainmetropole waren der Einladung des LC Frankfurt Cosmopolitan zu einem ganz besonderen Abend gefolgt und erhielten die seltene Gelegenheit, einen Freimaurertempel besuchen zu dürfen. Über unser Clubmitglied Karin Ludwig war es uns gelungen, ihren Mann Alexander dazu zu bewegen, uns einen Einblick in die Welt dieses auf Ursprünge zu Beginn des 18. Jahrhunderts oder sogar noch früher zurückgehenden Bundes zu gewähren. Ein Bund, der vielen immer noch äußerst geheimnisvoll erscheint und der nicht nur den Bestsellerautor Dan Brown zu spannenden Verschwörungstheorien inspiriert hat.

Warum sind so viele Mysterien rund um eine Organisation entstanden, deren Grundgedanke eigentlich ganz geradlinig und anziehend, wenn auch höchst anspruchsvoll ist: „Wir bauen am Tempel der Humanität und versuchen, jedem Menschen unabhängig von Rasse, Religion, Glauben und politischer Überzeugung, Herkunft und sozialem Background ein Zuhause und ein höchstentwickeltes, kultiviertes Leben in Freiheit und voller Achtung und Respekt füreinander zu ermöglichen“. Oder kürzer gesagt: Die Freimauer vereint der Wunsch, ein selbstbestimmtes, auf Vernunft und Individualität basierendes Leben zu führen.

Vielleicht liegt es an die geheimnisvollen Riten der Freimaurer? An der Tatsache, dass sie sich in einem Tempel treffen – faktisch ein feierlich eingerichteter Raum, der eine Atmosphäre der Ruhe und Kontemplation ausstrahlt – und nicht darüber sprechen, wie ihre Rituale im Einzelnen aussehen? Vielleicht aber auch daran, dass die Freimaurer als mächtige Elite betrachtet werden. Sechs Millionen Menschen gehören der Gemeinschaft an, unter ihnen viele herausragende Persönlichkeiten. Zwar darf ein Freimaurer nicht verraten, wer zu dem Orden gehört, aber das Schweigeversprechen bezieht sich nicht einen selbst und auch nicht auf verstorbene Freimaurer. Und so ist bekannt, dass keine Geringeren als Goethe, Lessing und Herder und , sowie die großen US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson und Benjamin Franklin zu den Freimaurern gehörten. Und wer weiß, was Jitzak Rabin und Jassir Arafat (beide wohl ebenfalls Freimaurer) noch alles erreicht hätten, wenn nicht das Attentat auf Rabin ihren Bemühungen frühzeitig ein Ende bereitet hätte.

Dabei, so Alex Ludwig, gehören auch einfache Handwerker und ganz „normale“ Menschen dem Orden an. Entsprechend den Ursprüngen, die auf das Maurerhandwerk zurückgehen. Auch in der heutigen Zeit erinnert noch vieles an die Herkunft des Ordens. So begrüßen sich die Freimaurer mit Zeichen, die aus der Maurerei des späteren Mittelalters stammen. Und von den Ritualen verrät er immerhin so viel, dass auch diese eng mit dem Maurerhandwerk verbunden sind, sowie mit der Idee des zu bauenden Menschheitstempels: So stellen Winkelmaß und Zirkel, aber auch z.B. die Wasserwage oder der raue Stein wichtige Symbole dar, die die Freimaurer immer wieder zu Vorträgen inspirieren und Grundlagen für Allegorien und Metaphern sind.

Die Freimaurerei vereint also die intellektuell-philosophische mit der emotional-rituellen Ebene und bietet einen geschützten Raum für Gespräche aller Art. Die Brüder, wie sie sich nennen, können Logen auf der ganzen Welt besuchen und sich dort zuhause fühlen. Jedoch ist die Freimaurerei, wie unser Gastgeber betont, keine Religion, sondern eine Ethikgemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die sich inzwischen öffnet und die neuen Medien einbezieht. Seit einiger Zeit gründen sich sogar Frauenlogen und gemischte Logen.
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Viele Fragen beschlossen einen höchst anregenden Abend, in dessen Verlauf der Schleier des Geheimnisvollen ein wenig gelüftet und manches Vorurteil ausgeräumt wurde. Und zu dessen Ende die anwesenden Lions-Gäste noch mitnehmen durften, dass auch der Gedanke „we serve“ den Freimaurern keineswegs unbekannt ist.

Andrea Metz, Pressebeauftragte LC Frankfurt-Cosmopolitan